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Glockenspiel: Kirche unterwegs
Wenn sich die Kirche auf den Weg macht,
also zu Feiern, Jubiläen und anderen Anläs-
sen beiträgt, hat das nie missionarischen
Charakter. Vielmehr gilt die Erfahrung, dass
die Menschen es als bereichernd empfin-
den, wenn sie bei Veranstaltungen außer-
halb der Kirchenmauern nicht auf den Se-
gen Gottes verzichten müssen. „Die“ Kirche
wird gerne eingeladen, ist ein gern gesehe-
ner Gast. Das hat noch einen weiteren posi-
tiven Effekt: Man lernt, was Kirche denn mit
Sport oder Kultur im Alltag zu tun hat.
Ein Beispiel: Im ausgehenden 19. und begin-
nenden 20. Jahrhundert wurden zahlreiche
Sportvereine gegründet. Zu dieser Zeit gab
es im Protestantismus eine Strömung, die
sich „Kulturprotestantismus“ nannte. Der
Kulturprotestantismus setzte um 1860 mit
dem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wan-
del dieser Zeit in Theologie, Kirche und
Geistesleben ein. Seinen Höhepunkt hatte
er im Jahrzehnt um 1900. Einen Abschluss
markierte der Erste Weltkrieg als Endpunkt
des Wilhelminischen Zeitalters. Charakteris-
tisch für den Kulturprotestantismus war das
Bestreben, die christliche Religion in Ein-
klang mit der allgemeinen Kulturentwick-
lung zu bringen. Auch die damals sehr star-
ke Polarisierung zwischen katholischer und
evangelischer Kirche lehnten die liberalen
Theologen weitestgehend ab.
Ihr Ziel war, dass Staat, Kirche und Kultur-
schaffende und andere Institutionen, wie
eben auch die Vereine, eng zusammenar-
beiten, um so ihre gemeinsamen Ideale und
Ziele besser verwirklichen zu können.
Eigentlich ein ganz aktueller Anspruch. Wir
sind auf einem guten Weg. Viel Spaß beim
nächsten Jubiläum, wir kommen gerne! (hs)
Beim 40-jährigen Jubiläum der Kindertagesstätte „Spielwiese“ in Weinsheim feierten zahlreiche Gäste die Andacht mit.
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