DIE KIRCHEN

Die Weinsheimer Kirche, die in den Jahren 1823-25 nach Plänen des Kreuznacher Kreisbauinspektors Ludwig Behr im klassizistischen Stil entstand ist ein wahres Schmuckstück, auf das wir auch mächtig stolz sind. Wie Blütenblätter umgeben vier Apsiden das quadratische Zentrum welches von einer großen Kuppel gedeckt wird. 

Der Besucher dieser Kirche wird unwillkürlich an die großen Basiliken Italiens erinnert, bei denen die Sonne das Licht wie ein Finger durch die runde Öffnung im Kuppeldach zu Boden schickt. Tatsächlich entstanden die Pläne bei einem Aufenthalt Behrs in Rom. Und so zeigen die ältesten Fotos und Pläne unserer Kirche das Kuppelzentrum offen, nur von einem kleinen Glasdach gegen den Regen geschützt. 

So schön diese architektonische Finesse auch ist, sie ist einfach ungeeignet für unsere Witterungsverhältnisse. Irgendwann hat man die Öffnung fest verschlossen, weil in unseren Breiten ein Dach halt doch "dicht" sein muß. Aber genau dieses Problem konnte wegen der geringen Dachneigung der Kuppel, bis heute nicht befriedigend gelöst werden. Obwohl bei der letzten Renovierung 1975 das Dach komplett erneuert und auch vor einigen Jahren nochmals eine "wasserdichte" Abdeckung aufgebracht wurde, es ist nicht dicht. Es zeigen sich schon wieder Risse und feuchte Flecken im Innern und manchmal tropft es auf den Boden... 

Zu Vollständigkeit sei noch erwähnt: Die heutige Kirche steht an der Stelle einer Kirche, die 1387 erstmals erwähnt ist. Ab 1557 war diese Kirche im Alleinbesitz der damals reformierten Gemeinde. Ab 1697 wurde sie zum Simultaneum, d.h. evangelische und katholische Gemeinde nutzten die Kirche gemeinsam.

1811 war sie aber so baufällig, daß sie abgerissen werden mußte. Erhalten geblieben ist noch eine Glocke aus dem Jahr 1433 mit der Inschrift: O REX GLORIE CRISTE VENI CUM PACE MCCC XXXIII ( O König des Ruhmes, Christus, komm mit Frieden, 1433) Diese Glocke wurde in den neuen Bau übernommen. Gekostet hat die neue Kirche schließlich 5.657 Taler.

Die Rüdesheimer Kirche

Die Kirche in Rüdesheim ist ein einfacher Saalbau mit flacher Decke und dreiseitig geschlossenem Chor. Die ältesten Teile stammen aus dem Jahr 1466. Sie war damals dem Hl. Martin geweiht und im spätgotischen Stil erbaut. Aus dieser Zeit ist lediglich die Südwand mit zwei Fenstern erhalten. Das eine ist dreiteilig mit Fischblasenmaßwerk, das andere ist ein kleines Fenster mit rundem Bogen (darunter war die Jahreszahl 1466 eingraviert). 

Diese kleine Fenster gab der Kanzel, die damals darunter stand, das nötige Licht und ermöglichte zugleich den akustischen Kontakt mit den Kranken, die von draußen dem Gottesdienst beiwohnten. Immer wieder wurde die Kirche in den zahlreichen Kriegen, die unsere Region erlitten hat, gebrandschatzt und (z.B.1504) zerstört.

So, wie sie jetzt dasteht, besteht sie seit 1743, diese Jahreszahl ist noch im Sandsteingewände über der Kirchentür sichtbar. Nach 1787 wurde sie mehrfach renoviert. Dabei ist sie ein Stück länger geworden, und an Stelle des kleinen Dachreiters hat man einen freistehenden Glockenturm (24 m) errichtet.
Die letzte Renovierung 1993 stand ganz im Zeichen der Neugestaltung der Fensterverglasung und des Innenraumes. Der ortsansässige Architekt und Designer Ingo E. Simon gestaltete sieben Fenster nach biblischen Motiven unter der Überschrift:"...der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer." (Jes.54,10b). 

So sind jetzt verschiedene "Bundes-Geschichten", von der Geschichte mit Noah und dem Regenbogen bis zum Abendmahl, zu sehen. Dabei ist die Taube zu einem durchgängigen Motiv geworden. Zwei Fenster sind noch, so es die Mittel erlauben, zu gestalten. Diese Aufgabe soll möglichst noch in diesem Jahr angegangen werden. Motive aus der Schöpfungsgeschichte sind dort vorgesehen.

Mit den Fenstern wurde der Innenraum erneuert, insbesondere wurde der Altarraum neu gestaltet. An die Stelle der massiven und darum unbeweglichen Proprien (Altar, Kanzel, Taufbecken) sind nun leichte, im Stecksystem gebaute, Möbel aus Holz und Bronze getreten. Diese ermöglichen nun eine variable Gestaltung des Altarraums, was bei besonderen Gottesdiensten oder bei Konzerten von großem Nutzen ist. 

Die enscheidende Idee für diese Form der Gestaltung kam aus der Einsicht, daß Kirche immer "unterwegs" sein, also eine ständig sich erneuernde Kirche sein muß. Dieser Einsicht wollten wir mit einer Einrichtung, der man die Möglichkeit zur Veränderung ansieht, Ausdruck verleihen. Auch diese Möbel hat Ingo E. Simon im engen Dialog mit dem Presbyterium entworfen.