Gemeindebrief

Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinden Nachbarschaft Bad Kreuznach Land 2 „ Entschuldigung, ich hab‘ dich nicht gese- hen!“ – ab und zu sagen wir dies, wenn einer uns anspricht, weil wir nicht gegrüßt oder nicht reagiert haben. Gut, wenn dann nachgefragt wird: „Was war denn los?“ – auch wenn wir uns dann unangenehm berührt fühlen und den Eindruck haben, uns rechtfertigen zu müssen. Aber wie oft sind wir in Gedanken ganz woan- ders? „Entschuldigung, ich hab‘ dich nicht gese- hen!“ – ab und zu hören wir dies, wenn wir einmal nachfragen und dann feststellen: Ein klärendes Gespräch ist immer gut und es lohnt sich, den Mut zu haben, beim Anderen nachzufragen. Ohne Gespräch ein Urteil zu fällen, führt nie auf einen guten Weg. Es tut unendlich gut, gesehen zu werden. Wir fühlen uns wertgeschätzt und angenom- men, beachtet und geschätzt. Du bist ein Gott, der mich sieht! So lautet die neue Jahreslo- sung aus dem ersten Buch Mose. In was für einer Situation werden diese Worte gespro- chen? Da spricht ein Mensch zu Gott, nämlich Hagar, die Magd von Sarai, Abrahams Frau. Die beiden Frauen hatten ein Zerwürfnis. Hagar flüchtete. Unterwegs, auf der Flucht, begegnet ihr Gott. In der Gestalt eines Engels. Er spricht sie an: Hagar, wo kommst du her und wo gehst du hin? Er sieht sie, ihre Ratlo- sigkeit, ihre Ausweglosigkeit und sagt ihr, was sie jetzt am besten tun solle. Hagar spürt: „Ich bin nicht allein! Gott sendet mir einen Boten! Er spricht zu mir! Er sagt mir, was ich tun soll und was mich erwartet. Er sieht mich!“ Das macht sie stark und richtet sie auf – und dann gibt sie Gott einen Namen, der ihre Erfahrung wiederspiegelt: Du bist ein Gott, der mich an- sieht. Gesehen zu werden, tut uns allen gut, wenn es die richtigen Augen sind: • Augen der Barmherzigkeit , die auf das Gute schauen. • Augen der Freundlichkeit , die einander alles zum Besten wenden. • Augen der Freundschaft, die ein wohlwollendes Zwinkern schen- ken. • Augen der Liebe , die dem Gegenüber einen Weg in die Zukunft eröffnen. • Augen der Gerechtigkeit , deren Maßstab sich nicht im menschli- chen Denken erschöpft, sondern deren Horizont die Gnade Gottes ist. Hagar machte die Erfahrung, dass Gott sie mit solchen Augen anschaut. Er zeigte ihr den Weg in eine heilvolle Zukunft. Sie hatte in sei- nen Augen Gnade gefunden. Was bringt uns das neue Jahr? Viele bege- hen diesen Jahreswechsel mit sehr gemisch- ten Gefühlen. Nicht wenige verspüren Furcht angesichts der offenen Fragen, die mit der Zu- kunft zusammenhängen. Was kommt auf uns zu? Nicht wenige schauen mit bangenden Au- gen auf das neue Jahr; mir geht es nicht an- ders. Wir wünschen Ihnen, allem zum Trotz, vor allem eines: ein in Glaube und Hoffnung gefestigtes Herz, dass Ihnen Augen der Barm- herzigkeit und Freundlichkeit, der Liebe und Gerechtigkeit, der Freundschaft und Liebe be- gegnen: Dass Sie gesehen werden und Sie andere so anschauen können. Dass Sie Gna- de erfahren und gnädig sein können, in jedem Augenblick für Sie erfahrbar ist. Kommen Sie gut durch die Zeit! Gott befohlen! Text: Peter Fuhse Angedacht

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